Was ist Borderline?
Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist besonders durch ihre ausgeprägte emotionale Instabilität bekannt. Individuen mit dieser Störung erleben intensive Episoden von Wut, Depression und Angst, die wenige Stunden bis Tage andauern können. Diese emotionalen Ausbrüche können dazu beitragen, dass sie Angst davor haben, allein zu sein und können schnelle Bindungen oder Trennungen in Beziehungen verursachen.
Das Phänomen des „Spaltens“
Ein markantes Merkmal der BPS ist das sogenannte „Spalten“. Dabei sehen Betroffene andere Menschen oder sich selbst in Extremen, entweder als vollkommen gut oder vollkommen böse. Dies kann zu schnellen Meinungsänderungen über andere führen, basierend darauf, ob sie sich in dem Moment geliebt oder abgelehnt fühlen.
Impulsives und riskantes Verhalten
Impulsivität ist ein häufiges Symptom der BPS. Dies äußert sich oft in riskantem Verhalten, wie rücksichtslosem Fahren, unsicheren sexuellen Beziehungen oder Drogenmissbrauch. Aufgrund ihrer tiefen Unsicherheit und ihres instabilen Selbstbildes können Menschen mit BPS auch häufige Stimmungsschwankungen erleben.
Unsicheres Selbstbild und Identitätsprobleme
Die BPS ist auch durch ein instabiles Selbstbild charakterisiert. Personen mit dieser Störung haben oft Schwierigkeiten, ihre Ziele, Werte und Prioritäten zu definieren. Diese Unsicherheit kann zu häufig wechselnden Lebensplänen, beruflichen Zielen und Beziehungen führen.
Trauma und seine Verbindung zur BPS
Viele Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben eine Geschichte von Traumata, insbesondere in der Kindheit. Obwohl nicht jeder mit BPS ein Trauma erlebt hat, gibt es eine signifikante Überlappung zwischen Traumaerfahrungen und der Entwicklung der Störung.
Warum weinen Menschen mit Borderline?
Die Natur des Weinen
Weinen ist eine universelle menschliche Emotion, eine Reaktion, die in Zeiten von Schmerz, Traurigkeit, Freude oder anderen intensiven Gefühlen auftritt. Es dient oft als Ventil, um inneren Druck abzulassen und emotionalen Stress abzubauen. Bei Menschen ohne eine diagnostizierte psychische Erkrankung tritt Weinen oft in Reaktion auf äußere Ereignisse oder innere Reflexionen auf.
Erhöhte emotionale Empfindlichkeit bei Borderline
Bei Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist die emotionale Landschaft jedoch oft intensiver und turbulenter. Sie können besonders empfindlich auf emotionale Reize reagieren, was bedeutet, dass Ereignisse oder Bemerkungen, die andere als geringfügig oder neutral betrachten würden, tiefgreifende emotionale Reaktionen hervorrufen können. Diese erhöhte Empfindlichkeit kann dazu führen, dass Menschen mit BPS häufiger und intensiver weinen als andere.
Reaktion auf Zurückweisung und Isolation
Ein Schlüsselsymptom der BPS ist die intensive Angst vor tatsächlicher oder wahrgenommener Zurückweisung oder dem Verlassenwerden. Selbst geringfügige Anzeichen von Ablehnung oder Kritik können als extrem schmerzhaft empfunden werden, oft außer Verhältnis zur tatsächlichen Bedeutung des Auslösers. Das Weinen kann eine direkte Reaktion auf diese Gefühle der Zurückweisung oder Isolation sein, selbst wenn sie auf Fehlinterpretationen oder Missverständnissen beruhen.
Andere emotionale Trigger
Neben Zurückweisung können andere Trigger das Weinen bei Personen mit BPS auslösen. Dazu gehören Gefühle der Leere, des Versagens oder der Entwertung, die häufig bei Menschen mit dieser Störung auftreten. Die emotionale Intensität, die sie erleben, kann dazu führen, dass sie auf eine Vielzahl von Reizen mit Weinen reagieren, von Film- oder Musikstücken bis hin zu persönlichen Erinnerungen oder aktuellen Lebensereignissen.
Die Rolle der Selbstregulierung
Menschen mit BPS haben oft Schwierigkeiten mit der emotionalen Selbstregulierung. Das Weinen kann sowohl ein Ausdruck dieser Schwierigkeit als auch ein Versuch sein, sich selbst zu beruhigen. Für manche kann das Weinen tatsächlich als eine Form der Selbsthilfe dienen, ein Mittel, um den emotionalen Druck zu entlasten und einen vorübergehenden Gefühlsausgleich zu schaffen.
Die Beziehungsdynamik und ihre Auswirkungen
Beziehungen sind für Borderliner besonders herausfordernd. Sie neigen dazu, ihre Beziehungspartner entweder zu idealisieren oder zu entwerten. Diese „schwarz-weiß“-Denkweise kann zu intensiven emotionalen Reaktionen führen, einschließlich des häufigen Weinens bei wahrgenommener Ablehnung oder Kritik.
Bewältigungsstrategien und Unterstützung für Borderliner
Es ist entscheidend, dass Menschen mit Borderline Unterstützung und Strategien zur Bewältigung ihrer Emotionen erhalten. Therapie, insbesondere die dialektisch-behaviorale Therapie, hat sich als wirksam erwiesen. Diese Therapie hilft, emotionale Ausbrüche zu minimieren und den Betroffenen Werkzeuge zur Hand zu geben, um mit intensiven Gefühlen umzugehen.
Wie Angehörige und Freunde helfen können

Es kann schwierig sein, einen geliebten Menschen mit Borderline zu unterstützen, besonders während emotional intensiver Momente. Geduld, Empathie und Verständnis sind entscheidend. Es kann auch hilfreich sein, sich selbst über die Störung zu informieren, um besser zu verstehen, was der Betroffene durchmacht.
Fazit-Wenn der Borderliner weint
Wenn ein Mensch mit Borderline-Persönlichkeitsstörung weint, ist es oft das Ergebnis einer intensiven und komplexen emotionalen Erfahrung. Es ist nicht nur ein Zeichen von Traurigkeit, sondern kann auch Ausdruck von tiefer Verzweiflung, Isolation, Angst oder einem Bedürfnis nach Selbstberuhigung sein. Die emotionale Sensibilität, die mit BPS einhergeht, kann das Weinen zu einer häufigen Reaktion auf scheinbar alltägliche Ereignisse machen. Das Verstehen dieses Phänomens erfordert Empathie, Geduld und die Anerkennung der tiefen emotionalen Kämpfe, die Menschen mit BPS täglich erleben. Es ist wichtig, dass Angehörige und Freunde versuchen, die zugrunde liegenden Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und Unterstützung anzubieten, anstatt das Weinen lediglich als übermäßige Reaktion abzutun. Jede Träne, die von einem Menschen mit BPS vergossen wird, trägt eine Geschichte in sich – eine Geschichte von Kämpfen, Ängsten und dem Bestreben nach Verständnis und Akzeptanz.